top of page

STERNENKINDER

2011 fotografierte ich auf den Wunsch betoffener Eltern zum ersten mal ein Baby, dass leider direkt nach der Geburt verstorben war.

Vom 2017 bis März 2021 arbeitete mit viel Herzblut ehrenamtlich für die Organisation 'Dein Sternenkind'.

Seit April 2021 fotografiere ich Sternenkinder, wenn betroffene Eltern oder auch Hebammen oder Kliniken mich direkt kontaktieren, parallel aber auch sehr gerne für die Organisation Hopes Angels die sich professionell und mit sehr viel Einsatz um Sterneneltern auch noch Wochen nach solch einem traumatischen Ereignis kümmern.

Selbstverständlich arbeite ich in diesem Bereich ausschließlich ehrenamtlich und absolut kostenlos: Außerdem für die Eltern mit der Sicherheit, dass keines der Bilder je an die Öffentlichkeit gelangen wird, wenn das nicht ausdrücklich möchten.

Auch, wenn meine Kapazitäten nicht so weit reichen, wie ich das manchmal gerne möchte: Ich versuche so viel und oft wie möglich erreichbar zu sein. 

susannekrauss_muenchen_germany_wassermethode_sternenkind02.jpg

Was ich Euch auf dieser Seite erzählen möchte, ist die Geschichte eines Einsatzes,

der mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist.

"Klinik München
Kind: Jana, 
SSW: 39, bereits geboren
Zusatzinformation:
Das Kind ist mit einem multiplen Gendefekt geboren. Nicht lebensfähig. Heute wurde mit den Eltern ein palliatives Vorgehen vereinbart. Sobald die Geräte entfernt werden, wird es sehr schnell versterben."

Die Oma der kleinen Jana hat ihre Nummer als Ansprechpartnerin hinterlassen. 

Ich spreche Ihr auf den AB. Sie ruft mich zurück und wir sprechen sehr lange und herzlich. Sie erzählt, dass Jana bereits seit einer Woche auf der Neugeborenen-

Intensiv liegt, und die Ärzte keine Hoffnung mehr sehen. Die Eltern sind in diesem Moment in dem Arzt-Gespräch, dass den Zeitpunkt des Abschaltens der Geräte klären soll. Alle sind unendlich traurig und verzweifelt, dass kein Fünkchen Hoffnung mehr besteht.

Sie wünschen sich Bilder kurz vor und nach dem Abschalten der Geräte.

 

Im Forum haben sich inzwischen viele Backups auch für die nächsten Tage gemeldet. Ich verspreche, dass Tag und Nacht jemand von uns bereit steht.

Die Oma versichert, die Eltern würden sich melden, sobald sie den endgültigen Termin wissen.

Ich biete ihr an, ihr noch eine Mail mit weiteren 'Abschiedsideen' zu senden. Sie freut sich sehr darüber und nimmt das Angebot gerne an.

(*meine Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass Eltern/Angehörige oft so neben sich stehen, dass sie sich sehr über klare Anregungen/Erinnerungs-Ideen freuen,

die sie dann 'automatisch' befolgen können. )

 

Am nächsten Morgen meldet sich die Oma. Sie weint heftig am Telefon. Jana ist in der Nacht in den Armen der Mama plötzlich verstorben, noch ehe die Geräte entfernt waren.  Sie wisse nicht, wann die Eltern für Bilder bereit wären, im Moment sind alle durch den Wind, die Geschwisterkinder müssten auch noch geholt werden, aber sie hat Angst, dass Jana sich zu schnell verändern könne. Ob ich gleich kommen könnte?

Ich mache ich sofort auf den Weg. Wie gut, dass ich Sternenkind-Einsätze nur übernehme, wenn ich terminlich flexibel sein kann!

 

Im Krankenhaus empfangen mich freundliche, sehr aufgeschlossene Krankenschwestern. Sie wollen alles über 'Dein Sternenkind' erfahren und freuen sich sehr,

dass jemand von uns sofort kommen konnte.

Sie bringen mich zum 'Abschiedsraum', einem kleinen aber freundlichen Zimmer.

Dort finde ich Jana, ihre Eltern, 2 Geschwister, den Opa und die Oma, die mich anrief.

Sie entschuldigen sich für die Unruhe, aber ich sage Ihnen, dass ich finde, dass sie es gut und richtig machen, wenn sich alle, die mögen, noch einmal von Jana verabschieden dürfen. 

Jana liegt in einer selbstgenähte und mit ihrem Namen bestickte Decke gewickelt im Babybettchen - die andere Oma hat die Decke in der Nacht noch genäht! 

Die Mama blickt liebevoll auf ihr kleines Mädchen. Die Tränen laufen leise. 

Ich erkläre den Eltern behutsam mein Vorgehen. Dass sie jederzeit abbrechen oder einen Pause machen können. Dass wir wirklich alle Zeit der Welt haben,

aber ich sie sofort in Ruhe lasse, wenn Ihnen danach ist.  Dass sie Jana sehr gern an sich kuscheln dürfen.

Dass sie die Klinikkleidung gegen eigene tauschen dürfen. Dass sie in Ruhe nach Details an Janas Körper schauen sollen, die Ihnen besonders wichtig sind.

 

Die Mama holt Jana aus ihrem Bettchen und zieht ihr eigenen Sachen an.

Sie lächelt zum ersten Mal. Beide Eltern drücken Jana an sich, sie streicheln und küssen ihre zarte Tochter. Sie müssen sogar lachen, als sie all die süßen Dinge an Jana entdecken, die Eltern auch bei Ihren 'gesunden, lebendigen' Kindern wahrnehmen. 

Und die Zeit scheint wirklich für sie still zu stehen. Jana sieht friedlich und wie schlafend aus. Auch wenn das Zimmer winzig und schmal ist:

Wir machen mit Jana alles, was ich auch bei einem  'normalen' Babyshooting machen würde und vor allem: Was die Eltern sich wünschen.

Mich berührt tief, wie die Eltern gleichzeitig weinen und lachen können, weil es so traurig ist, dass Jana sterben musste und sie gleichzeitig ein kleines Wunder bleibt, dass sie jetzt im Arm halten dürfen.

 

Ich frage zwischendrin, ob die Eltern eine Pause brauchen. Die Eltern verneinen. Die Oma fragt, ob sie Jana auch einmal halten darf und streichelt ihre kleine Enkelin ebenfalls. Sie hält Ihre Tochter und Ihre Enkelin gemeinsam fest. Jana ist immer in der Mitte ihrer Familie.

Es ist nicht nur, 'als ob ein Engel durch diesen Raum ginge', es ist, als ob der Engel mitten unter uns ist.

Ich bin dankbar, so etwas erleben zu dürfen.

 

Nach einer halben Stunde bitten die Eltern um eine Pause. Aber ich soll noch bleiben, bis der Rest der Familie da ist.

Sie legen Jana liebevoll in ihr Babybettchen. Wir gehen nach draußen, vor die Klinik. Ein warmer Oktobertag.

Nach einer Stunde kommen die Geschwister. Ich lasse der Familie Zeit, sich erst einmal alleine zu verabschieden.

 

Also ich das Zimmer zum zweiten Mal betrete, wird wieder gleichzeitig gelacht und geweint, die Geschwister klettern gerade auf das Bett, auf dem die Mama sitzt.

Die Eltern wünschen sich Familienfotos. Es ist inzwischen schon fast dämmerig. 

Ich halte alles fest, was noch möglich ist.  ISO 6000, direktes Gegenlicht, aber eben nur noch diese eine Gelegenheit.

Die Großeltern wollen auch noch ein paar Bilder.

Nie habe ich ein verstorbenes Baby mehr in der Mitte der Familie erlebt, als hier.

Als wir uns schließlich verabschieden, ist es später Nachmittag.

 

An diesem Tag sind über 200 Bilder entstanden. Die ersten und letzten Familienbieder, die diese Familie mit allen Kindern zeigt.

Das Dankeschön der Eltern ein paar Tage später ist für mich wieder einmal mehr der Beweis, das es gut und richtig ist, diese Arbeit zu machen.

Und dass Eltern keine Gewissensbisse haben sollten, einen Sternenkind-Fotografen anzufordern.

Sie können das unter folgende Websites tun:

https://www.hopesangel.com (hier finden sie auch weiterführende Hilfe / Adressen ganz allgemein zum Thema Sternenkinder und verwaiste Eltern)

oder https://www.sternenkindfotografie.de  (ehrenamtliche, sehr einfühlsame  Sternenkindfotograf*innen v.a. im Norden und der Mitte Deutschlands, ab 2023 hoffentlich auch deutschlandweit)

oder https://www.dein-sternenkind.eu

Wenn Sie Ideen zum Abschied von ihrem Sternenkind suchen, finden Sie hier ein paar Anregungen.

Wenn sie mehr über die Wassermethode bei Sternenkindern wissen wollen, finden Sie hier wichtige Informationen.

Neues aus dem Blog:

bottom of page